Es geht um die Wurst: Nachhaltigkeit ist endgültig im Kerngeschäft angekommen.

Im Februar 2021 hatten wir die Gelegenheit, die Ergebnisse unserer Studie „Auf Worte folgen Tagen“ 44 Entscheider*innen aus

Im Februar 2021 hatten wir die Gelegenheit, die Ergebnisse unserer Studie „Auf Worte folgen Tagen“ 44 Entscheider*innen aus der Region vorzustellen. Ein begleitendes Interview zum Hintergrund und zu den Ergebnissen der Studie ist auch im IHK-Magazin erschienen. 

 

IHK-Magazin: Was hat Sie dazu veranlasst, die Studie zu erstellen?

Samuil Simeonov: Wir stehen im ständigen Dialog mit regionalen Unternehmen verschiedener Branchen und beobachten die Entwicklungen Nachhaltigen Wirtschaftens seit Jahren. In letzter Zeit hatten wir den Eindruck, dass das Thema flächendeckend an Bedeutung gewinnt und sich immer mehr Unternehmen damit auseinandersetzen. Auch wird mehr nach außen getragen. Doch wieviel passiert in den Unternehmen wirklich? Machen die, die viel reden, auch viel? Oder wird im Hintergrund mehr getan als von außen zu sehen ist? Diese Fragen waren für uns der Anlass, die Nachhaltigkeitskommunikation regionaler Unternehmen genauer unter die Lupe zu nehmen.

 

IHK-Magazin: Was sind die Kernaussagen der Studie?

Samuil Simeonov: Auf den ersten Blick hat sich unsere Vermutung bestätigt: Rund zwei Drittel der 250 Unternehmen sprechen in irgendeiner Form über Nachhaltigkeit. Trotz Unterschiede in Umfang, Art und Qualität ist nachhaltiges Wirtschaften für viele Unternehmen endgültig auf der Agenda. Drei Dinge lohnt es zu betonen:

Erstens beschäftigt sich nur eine relativ kleine Gruppe von 15 Vorreiterunternehmen auf mehreren Wegen mit Nachhaltigkeit. Zusammen mit 25 weiteren Unternehmen, den sog. „Machern“, schneiden diese überdurchschnittlich ab. Wir sprechen hier von jedem fünften Unternehmen.

Zweitens haben nur 9 % der 250 Unternehmen einen Nachhaltigkeitsbericht. Unter den 95 großen Unternehmen (> 500 Beschäftigte) sind das 18 oder jedes Fünfte. In Anbetracht der möglichen Ausweitung der CSR-Berichtspflicht hat mich das persönlich überrascht.

Drittens – und weniger überraschend – wird zumeist über Umwelt (45%) kommuniziert. Und Nachhaltigkeit hat auch andere Dimensionen. Interessanterweise unterscheiden sich die Vorreiter von den restlichen Unternehmen auch durch die Kommunikation von Marktaspekten, wie Lieferkette und Anti-Korruption.

 

IHK-Magazin: Was sind Ihre Schlussfolgerungen aus den Ergebnissen?

Samuil Simeonov: Schon vorweg: Die Aussage „Wer viel redet, macht viel“ trifft nicht zu. Demnach können anhand der Menge und Qualität der kommunizierten Inhalte wenig Rückschlüsse auf den tatsächlichen Stellenwert von Nachhaltigkeit im Unternehmen gezogen werden. Hier gibt es noch viel Luft nach oben, um Tun und Reden in Einklang zu bringen. Allerdings geben die meisten Unternehmen an, dass sie bereits mehr machen, als sie bisher nach außen zeigen. Dies zeigt unsere Umfrage, die wir bei der Veröffentlichung der Studie durchgeführt haben.

 

IHK-Magazin: Was empfehlen Sie unseren regionalen Unternehmen in Bezug auf ihre Nachhaltigkeitsaktivitäten und CSR-Berichterstattung?

Samuil Simeonov: Die steigenden Regularien wie CSR-Berichtspflicht, das Lieferkettengesetz oder die EU-Taxonomie (Stichwort: Green Deal) setzen deutliche Zeichen, dass Nachhaltigkeit mehr als nur ein Trend ist. Laut unserer Umfrage ist zudem nachhaltiges Wirtschaften auch für Kunden, Mitarbeitende und die breite Öffentlichkeit von großer Bedeutung.

Das Motto „Gutes tun und darüber reden“ gilt nach wie vor. Allerdings sind Nachhaltigkeitsaspekte mittlerweile auch im Finanzsektor angekommen. Die Karten werden neu gemischt und nachhaltiges Wirtschaften und Transparenz sind Faktoren, die für die Existenzsicherung entscheidend werden. Es geht also um das Kerngeschäft von morgen. Zukunftsfähige Unternehmen machen sich bereits heute Gedanken um Dinge, die erst morgen kommen. Denn wer morgen Bestand haben will, muss heute strategisch handeln.

 

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