Nachhaltig inklusiv! Menschen mit Behinderungen in mittelständischen Betrieben

Inklusion ist nicht nur ein Thema in der Schule. Auch nach dem Schulabschluss wünschen sich Jugendliche mit unterschiedlichen

Inklusion ist nicht nur ein Thema in der Schule. Auch nach dem Schulabschluss wünschen sich Jugendliche mit unterschiedlichen Beeinträchtigungen eine „ganz normale Ausbildung im Betrieb“, um sich eine berufliche Existenz aufzubauen, einen eigenen Haushalt und vielleicht eine Familie zu gründen. Inklusionsberaterin Petra Künsemüller vom Unternehmens-Netzwerk INKLUSION in Osnabrück klärt auf.

 

Frau Künsemüller, warum sollten Betriebe Menschen mit Beeinträchtigungen vermehrt einstellen?

Sie sind ab 20 Mitarbeitern gesetzlich dazu verpflichtet. Aber das ist nicht der einzige Grund. Gerade Menschen mit Beeinträchtigungen zeigen sich oft überdurchschnittlich motiviert. Und sie möchten im Betrieb bleiben. Was kann sich ein Arbeitgeber Besseres wünschen? Gerade ältere Menschen stellen den größten Anteil aller Schwerbehinderten dar. Auch hier tut der Arbeitgeber gut daran, seine Beschäftigten bestmöglich zu unterstützen, um keine Fachkräfte zu verlieren. Wenn sich der Arbeitgeber im Einzelfall wirklich engagiert, sorgt er dazu noch für seinen guten Ruf – nach innen wie nach außen.

 

Geht es auch darum, Geld aus den öffentlichen Kassen zu sparen, indem Menschen möglichst lange im Arbeitsprozess gehalten werden?

Die Ausbildung und Beschäftigung von Menschen mit Beeinträchtigungen ist bestenfalls immer eine Win-Win-Win-Situation – denn auch öffentlichen Kassen und Sozialversicherungsträgern kommt es zugute, wenn die Integration in Arbeit gelingt oder gesichert werden kann. Aber jeder Mensch mit Behinderung hat auch das Recht auf Teilhabe am Arbeitsleben, was in der UN-Behindertenrechtskonvention festgeschrieben ist. Inklusion ist ein Recht und nicht verhandelbar!

 

Wie sieht Ihre Arbeit praktisch aus?

Als Berater liefern wir fachliche und juristische Informationen, wie Inklusion im Betrieb gestaltet werden kann. Dabei geht es auch um finanzielle Vorteile und Fördermittel, aber besonders auch darum, das vorhandene Unterstützungssystem bekannt zu machen, das nur wenige Firmen wirklich kennen, daher auch nicht nutzen und im Zweifel dann eben keine Menschen mit Behinderungen beschäftigen. Ohne die notwendige Unterstützung ist Inklusion im Betrieb nicht gut umsetzbar. Wir möchten Arbeitgeber außerdem dabei unterstützen, innerbetriebliche Strukturen und Prozesse so zu gestalten, dass die Teilhabe von Menschen mit Beeinträchtigungen leichter wird. Das nennen wir „inklusionsgerechte Führung“, von der natürlich auch die Beschäftigten insgesamt profitieren.

 

Wie erreichen Sie die Unternehmen?

Wir veranstalten regelmäßig Runde Tische für Personalverantwortliche, wo wir über diese Themen und Ansätze aus der Praxis sprechen. Vor Kurzem hatten wir z.B. die Spedition Giesker & Laakmann aus dem Münsterland zu Gast, die uns darüber berichtet hat, wie sie gehörlose junge Menschen zu Berufskraftfahrern ausbildet. Ihre Erfahrungen waren so positiv, dass sie nun schon drei gehörlose Auszubildende beschäftigen, von denen der erste gerade seine Prüfung erfolgreich bestanden hat. Diese praktischen Beispiele sind es, mit denen wir auch andere Unternehmen überzeugen möchten.

 

Welche langfristige Ziele verfolgt das Unternehmens-Netzwerk INKLUSION?

Unser Ziel ist, Arbeitgeber für nachhaltige Inklusion zu gewinnen, indem mit ihnen konkrete Ausbildungs- und Beschäftigungsmöglichkeiten entwickelt werden, die zu den betrieblichen Anforderungen und Voraussetzungen passen. Dadurch können neue Mitarbeiterpotentiale genutzt werden, die bisher noch nicht so im Blick der Firmen waren. Gerade Branchen, die Probleme haben, Bewerber zu finden, profitieren davon. Zum Beispiel in der Ernährungswirtschaft, Gastronomie und Logistik.

 

Kontakt:

Petra Künsemüller, Diplom-Psychologin
Unternehmens-Netzwerk INKLUSION
Bildungswerk der Niedersächsischen Wirtschaft gemeinnützige GmbH
E-Mail: petra.kuensemueller@bnw.de
www.unternehmens-netzwerk-inklusion.de