Das Thema Nachhaltigkeit ist ohne Frage im Mittelstand angekommen. Doch kleine und mittlere Unternehmen tun sich oft schwer, Nachhaltigkeit strategisch anzugehen und im Alltag zu leben. Zu diesem Schluss kommt auch eine Studie der Technischen Universität Dortmund und Baker Tilly. Dabei wurden 229 deutsche Mittelständler zu ihren Nachhaltigkeitsleistungen befragt.
Der Großteil der Ergebnisse untermauert unsere Erfahrungen aus der Zusammenarbeit mit Mittelständlern aus dem Nordwesten. Das sind aus unserer Sicht die fünf zentralen Botschaften:
- Nachhaltigkeitsstrategie als Papiertiger: Laut der Studie hat erst jedes zweite Unternehmen eine Nachhaltigkeitsstrategie. Unserer Erfahrung nach ist das ein gutes Ergebnis. Denn viele Mittelständler haben keine niedergeschriebene Unternehmensstrategie. So ist die Nachhaltigkeitsstrategie oft das erste schriftliche Dokument dieser Art im Unternehmen. Dies führt dazu, dass sie vom Alltag überrollt wird. Damit bleibt sie ein Papiertiger: sie wird selten systematisch umgesetzt und erneuert.
- Erst Umwelt, dann der Rest: Es überrascht nicht, dass umweltbezogene Aspekte im Mittelstand am ehesten adressiert werden. Maßnahmen zu Energie, Ressourcen und Abfall sind heutzutage die Regel. Nicht zuletzt, weil sie Bestandteil von Umweltmanagementsystemen sind. 98 Prozent der Befragten führen umweltbezogene Maßnahmen und Aktivitäten durch. Auch in unserer Praxis stellt das Thema Umwelt eine Eselsbrücke zum komplexen Nachhaltigkeitskonzept dar.
- Es fehlt an Zeit: Nur etwa 28 Prozent der mittelständischen Unternehmen sind laut der Studie dazu bereit oder in der Lage, zusätzliche finanzielle Ressourcen z.B. für eine externe Begleitung bereitzustellen. Allerdings scheint Zeitmangel eine wichtigere Rolle als Geld zu spielen: 55 Prozent der Befragten behaupten, dass mehr Zeit zu mehr Nachhaltigkeit im Unternehmen führen würden. Laut 28 Prozent fehlt es am geeigneten Personal. Das kennen wir auch: das Thema wird häufig an Mitarbeiter weitergegeben, die es weder wollen, noch so gut können. Diese müssen es dann zusätzlich zu ihren täglichen Aufgaben machen.
- Externer Druck steigt: Auch wenn 44 Prozent der Befragten meinen, der Druck von externen Anspruchsgruppen sei zu gering, sehen das fast zwei aus fünf Mittelständlern anders. Das ist nicht wenig und wird mit der Umsetzung der CSR-Berichtspflicht wahrscheinlich auch mehr. Darauf deuten unsere Infoveranstaltungen zum DNK, bei denen immer mehr Unternehmen ihre Teilnahmen mit Nachfragen von Kunden begründen.
- Nachhaltigkeitsberichterstattung ausbaufähig: Die meisten Mittelständler mögen es nicht, laut zu kommunizieren. Für ihre Nachhaltigkeitsleistungen nutzen sie Webseiten, Firmenbroschüren oder bilaterale Gespräche mit Kunden. Nur 26 Prozent erstellen Nachhaltigkeitsberichte. Dabei sind nur 15 Prozent davon mit diesen wirklich zufrieden. Der Grund: fehlende Vorgaben und Vergleichbarkeit. Da können niedrigschwellige Standards wie der Deutsche Nachhaltigkeitskodex helfen. Dieser ist überschaubar, anwenderfreundlich und erfüllt per se die CSR-Berichtspflicht.
Was die Studie deutlich zeigt ist, dass immer mehr Mittelständler bei der Umsetzung und Kommunikation von Nachhaltigkeit sich aus der Findungs- und Orientierungsphase herausbewegen. Der nächste Schritt bereitet allerdings den meisten Unternehmen Schwierigkeiten – die Bündelung der einzelnen Maßnahmen und Aktivitäten in eine Nachhaltigkeitsstrategie, die langfristig in die Unternehmensstrategie einzahlt.
Eine authentische und systematisch erarbeitete Nachhaltigkeitsstrategie stiftet auch Mehrwert für Kunden, Mitarbeiter und Investoren. Erst diese ermöglicht eine glaubhafte Kommunikation nach innen und außen, womit sie sich als zukunftsfähiger Geschäftspartner, attraktiver Arbeitgeber und guter Bürger positionieren können.